Der Tag der offenen Baustelle war - ein voller Erfolg!

Aufschlagen eines Strohhauses in Mönsheim - Gödelmann II

Das goldene Zeitalter des Strohballenbaus hat (längst) begonnen!

Regelmäßig finden Strohbau-Fachtagungen statt.

Auf diesen Tagungen treffen sich nicht nur Fachleute und Interessierte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, sondern auch aus anderen europäischen Ländern.

Es ist bekannt, dass der Strohbau schon so lange existiert, wie es Ballenpressen gibt (ca. 1870).

Seitdem hat sich viel getan: Der Strohballenbau wurde schnell weltweit bekannt, ursprünglich als günstige Selbstbautechnik für 1 bis maximal 2-stöckige Gebäude, größtenteils Einfamilienhäuser, Schulen oder Gemeinschaftsgebäude.

Aber mit dem aufkommenden Holzbau, dem Niedrigstenergie- und Passivhaustrend und der Klimaerwärmung wuchs auch der Strohballenbau über sich hinaus:
Mittlerweile gibt es 5- und 7-stöckige Wohn- und Gewerbegebäude, öffentliche Gebäude. große Passivhäuser, Ökodörfer und ganze Stadtteile in Strohbautechnik.

Es fand ein reger Austausch statt und in einem Punkt waren sich alle einig:

„Das goldene Zeitalter des Strohballenbaus hat (längst) begonnen!“

Haus Feldić – Tiefenbronn

Gleich nach dieser neuen Zulassungsbestimmung war der Baubeginn des Strohhauses in Tiefenbronn-Lehningen im November 2014.

Durch das Vorfertigen, der mit Stroh ausgefachten, 36cm dicken Holzrahmen in einer Halle, war Mitte Februar eine rasche Montage der einzelnen Elemente möglich. Sodass im hier gezeigten Beispiel nach zwei Tagen das komplette Haus stand. Gegen den Regen wird es durch das gedeckte Dach abgedichtet.

Grundrissgestaltung

Das Gebäude wurde kompakt geplant, sodass das beheizte Volumen recht gering ist und man mit einer kleinen Luft-Wärmepumpe auskommt, die mit einer PV-Anlage nachgerüstet werden kann.
Alle zusätzlichen Bauherrenwünsche, wie der Weinkeller als Naturkeller mit Stampflehmboden, der Zerwirkraum für den Jäger und der wintergartenähnliche Eingangsbereich für die Bonsaipflege wurden außerhalb der beheizten Hülle verwirklicht.

Auch beim Innenausbau wurden ökologische Materialien eingesetzt:

Die Innenwände wurden aus Holzständern, mit rauher Schalung, Schilf und Lehm hergestellt.
Es wurden Holzfenster eingebaut, eine massive Holztreppe in Faltwerkoptik und Einbauschränke aus Massivholz. Die Fensterbänke und die Küchenarbeitsplatte sind aus Naturstein.
Das Einfamilienhaus hat durch die eingesetzten Baustoffe ein sehr gutes Raumklima, sodass auf zusätzliche Technik, wie Lüftungsanlage, Klimaanlage und sogar eine Dunstabzugshaube verzichtet werden konnte.
Beim Beleuchtungskonzept wurden überwiegend LED´s eingesetzt und energiesparende Elektrogeräte eingebaut.

Luftdichtheit der Gebäudehülle

Von außen wurde ein natürlicher, hydraulischer Kalkputz aufgebracht. Von innen wurden die Wände mit Lehm verputzt. Dabei wurde explizit auf die Anschlüsse geachtet, damit es keine Leckagen der Gebäudehülle gibt. Dies war auch mit der integrierten Wandheizung in den Lehmflächen möglich. Und somit hat Haus Feldić die Luftdichtheitsmessung mit Bravour bestanden.

Haus Feldić übernimmt Vorreiterrolle – erstes Gebäude mit zertifiziertem Baustroh in der Region

Durch den Bau dieses Strohballenhauses in Tiefenbronn-Lehningen wird nicht nur im Betrieb Strom gespart, sondern schon während der Herstellung und Produktion der Baustoffe. Es wurden weitestgehend regionale Produkte eingesetzt, die von Handwerkern aus der Region verarbeitet wurden.

Weitere Berichte über Haus Feldić:

Bericht vom 24.04.2015 auf nadr:

Haus aus Stroh macht froh
Bericht in DER ZIMMERMANN Ausgabe 5/2015:
„Vom Feld in die Wand – regional und nachhaltig“

Kann man aus Stroh ein Haus bauen bzw. mit Stroh erfolgreich dämmen?

Ja, die Kombination aus Holz, Stroh und Lehm hat sich als äußerst langlebig und effektiv erwiesen. Sogar heute werden noch Fachwerkhäuser bewohnt, die zum Teil mehr als 500 Jahre alt sind und genau aus dieser Baustoffkombination bestehen. Dabei übernimmt das Holz die tragende Funktion, das Stroh die dämmende und der Lehmputz die Funktion der Winddichtung und Dampfbremse.

Die Wärmespeichereigenschaften im Winter gepaart mit hervorragendem sommerlichem Wärmeschutz machen Stroh als natürlichen Baustoff so interessant. Hinzu kommt die günstige Energiebilanz dieser drei Baustoffe, die allesamt natürlich sind und regional gewonnen werden können.

Am 03. Juni 2014 wurde die Zulassung für „Baustroh“,
dem Wärmedämmstoff aus Strohballen erteilt.
Jetzt kann beidseitig verputztes Baustroh als bauaufsichtlich
zugelassenes Bauprodukt eingesetzt werden!

Gängige Vorurteile gegen das Bauen mit Stroh

„Stroh brennt doch“

Lockeres, trockenes Stroh schon, allerdings brennt verdichtetes Stroh nur sehr schlecht. Außerdem wird das Baustroh durch die darüber liegende Lehmschicht vor Feuer und großer Hitze geschützt. Nach Prüfung und laut der bauaufsichtlichen Zulassung sind lehmverputzte Strohwände schwer entflammbar und erfüllen 30min Feuerwiderstandsdauer problemlos.

„Da gehen doch die Mäuse rein“

Bisher hat sich gezeigt: Fachgerecht verbautes Stroh wird nicht von Nagetieren und Ungeziefer befallen. Nach den bisherigen Erfahrungen haben typische Nagetiere und Ungeziefer kaum Chancen, sich in den fest gepressten und lückenlos verbauten Ballen zu bewegen oder festzusetzen. Nagetiere werden von Kornresten angezogen. Bei der Ernte wird das Korn von den Ähren entfernt. Deshalb ist ein Befall mehr als unwahrscheinlich.

„Stroh schimmelt“

Die Dämmwirkung aller Dämmstoffe wird durch Feuchtigkeit beeinträchtigt. Auch loses Stroh schimmelt bei anhaltender Feuchtigkeit. Bei verpresstem und zertifiziertem Baustroh und dessen materialgerechter Verarbeitung ist dies aber nicht der Fall. Wichtig ist, dass dem Stroh eventuell eintretende Feuchtigkeit rasch entzogen wird. Genau diese dazu notwendige Feuchteleitfähigkeit ist eine der Materialeigenschaften des Lehms, mit dem das Stroh verputzt wird.

Eigenschaften und Vorteile der Strohbauweise

Der Bauherr eines strohgedämmten Gebäudes kann sein Gebäude lange nutzen und beheizen bevor er ebensoviel Energie verbraucht wie allein zur Herstellung eines konventionell geplanten Gebäudes notwendig ist
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. beschreibt die Eigenschaften und Vorteile der Strohbauweise wie folgt:

1. Wärmeleitfähigkeit quer zur Haupthalmrichtung:
0,052 W/(m∙K), Beispiel für ca. 36 cm Dämmstärke
und 6 cm Holzständer: U-Wert = 0,15 W/(m2∙K)
2. Ca. 20 % des in der Landwirtschaft anfallenden Strohs
werden nicht benötigt. Mit dieser Menge können jährlich
bis zu 350.000 Einfamilienhäuser gedämmt werden.
3. Einfache Herstellung, nur Qualitätssicherung und
-kontrolle sind zusätzlich erforderlich
4. Baustrohballen sind besonders nachhaltig (jährlich nachwachsend)
und regional vorkommend

5. Keine Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungsmittelpflanzen
6. Auf Wunsch in Bioqualität
7. Dreifacher Klimaschutz:
– CO2-Speicherung beim Wachstum
– CO2-Minimierung bei der Herstellung von Strohballen
– CO2-Vermeidung beim Gebäudebetrieb
8. Sehr gute Brandschutzeigenschaften: Eine 36 cm
dicke Baustrohballenwand mit > 0,8 cm Putzschicht
erreicht F30 nach DIN 4102 und kann als schwer entflammbar
(B nach DIN EN 13501) betrachtet werden.
9. Hohe Wärmespeicherung, dadurch guter sommerlicher
Wärmeschutz
10. Einfache Entsorgung: Holz und Lehm sind kompostierbar

Fragen – Antworten

Warum lohnt es sich in ein Strohhaus zu investieren?


Weil die natürlichen Materialien Holz, Stroh und Lehm in Kombination ideal sind, um das Raumklima zu regulieren. Im Winter ist der Wohnbereich dank ihnen mollig warm und im Sommer angenehm kühl. Außerdem dünsten diese Materialien keine Schadstoffe aus, wie es viele andere moderne Baustoffe tun, sondern der Lehm ist sogar in der Lage Schadstoffe und unangenehme Gerüche aus der Luft aufzunehmen. Damit trägt ein Haus aus Stroh wesentlich zum gesunden Wohnen bei. Da wir als durchschnittliche Europäer 90% unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen verbringen, ist es allemal eine Überlegung wert, beim eigenen zu Hause in ökologische Materialien zu investieren.

Wie funktioniert die Statik bei einem Strohhaus?


Bei dem hier näher beschriebenen Projekt übernimmt eine Holzrahmenkonstruktion die tragende Funktion. Es gibt auch den lasttragenden Strohballenbau. Dieser hat in Deutschland allerdings noch keine bauaufsichtliche Zulassung.

Kann ich einen Nagel in den Lehmputz schlagen um Bilder aufzuhängen?


Das ist kein Problem, da die Stärke der Putzschicht ausreicht, um kleinere Lasten wie Bilder zu montieren. Bei größeren Lasten wie Küchenoberschränken oder TV- Sideboards wird im Vorfeld eine Unterkonstruktion aus Holz angebracht.

Ich bin Allergiker. Kann ich dann überhaupt in einem Strohhaus wohnen?


Beim Einbringen der Strohballen kann es durchaus zu einem erhöhten Staubanteil in der Luft kommen. Später aber, im eingebauten Zustand, geht auch für Allergiker keine Gefahr vom Stroh aus, da dieses flächendeckend von der Lehmputzschicht überdeckt wird.

Wie langlebig ist Stroh als Baumaterial?


Durch den hohen Siliziumgehalt zersetzt sich Stroh sehr langsam. Außerdem wird die Langlebigkeit durch materialgerechten Einbau gefördert. Wichtig ist, dass die Strohballen gegen aufsteigende Feuchte aus dem Erdreich geschützt sind und dass die Dampfdurchlässigkeit durch geeignete Putze gewährleistet ist. Damit haben Strohballen eine mit anderen Baumaterialien vergleichbare Lebensdauer.

Benötigt man für eine Strohhaus nicht große Grundstücke, da die Wände so dick sind?


Wenn die Außenwände mit Stroh gedämmt werden, haben diese in verputztem Zustand eine Wandstärke von ca. 44cm. Wenn ein Mauerwerk mit Vollwärmeschutz versehen wird, ist man bei ähnlichen Dimensionen.

Pfeift da nicht der Wind durch die Wände?


Nein, denn durch den Lehmputz, der raumseitig direkt auf die strohgedämmten Außenwände aufgebracht wird, wird die luftdichte Ebene hergestellt.

Ist ein Strohhaus nicht sehr teuer?


Wenn man ein Strohhaus mit einem gut gedämmten, konventionell erstellten Holzhaus vergleicht, das ökologische und baubiologische Aspekte berücksichtigt, kann man sagen, dass das Strohhaus um einiges günstiger ist. Denn Stroh ist ein sehr preiswerter Dämmstoff, mit dem andere ökologische Dämmstoffe preislich nicht mithalten können.

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